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Autographer Entwurf: Zürich ZB, Ms A 70, 335f, Nr. 31 Ungedruckt
Stellen Heinrich Dürst, der für das neugeschaffene Diakonat Goßau (Kt. Zürich) vorgesehen ist, zuhanden der Examinatoren folgendes Zeugnis aus: Dürst, seit 12-14 Jahren als Kaplan in Wetzikon tätig, war von Anfang an der evangelischen Lehre zugetan und hat stets willig und zufriedenstellend im Predigtdienst ausgeholfen; Dürst ist ausreichend befähigt - er hatte einst Myconius zum Lehrer -, eine solche Aufgabe zu übernehmen. Nachdem in der Synode [vom 19. Oktober 1535] sein liederliches Leben heftig gerügt worden war, besserte er sich zwar, muß aber in bezug auf Lebensführung und Amtstätigkeit weiterhin ermahnt werden; das Kapitel setzt gute Hoffnung auf ihn.
Gratiam et pacem a deo patre et domino nostro Iesu Christo etc.
Frommen, lieben und getrüwen vätter im herren. Es hatt b[ruder] Heinrich Durst von a Gosßow (zeuger dißer schrift) unß uff hüdt b zinstag, den 27.
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martii, in gmeynem colloquio 1 besucht mit anzeugung, wie er fürnemlich in der wall deß uffgerichten diaconats 2 zu Gosßow 3 gon Zürch berüefft und uch (als den examinatoribus 4 ) presentirt sy worden. Da aber ir in nit examinirt, sonder zuvor habind wöllen erkonden, wie lang er by unß im Grüeniger ampt gewonet und c gepredigt, ouch wie er sich in verkündigung des worts erzögt habe, item mit früntlicher beger, ime solcher dinge d gegen uch bericht mitzeteylen etc. Heruff wir e gmeynlich uns zum flysßigsten undereynander erduret 5 und gruntlich befindend, das obgedachter b[ruder] Heinrich in f die 12 oder 14 jar har zu Wetzicken caplan geweßen, von g anfang evangelischer h warheit bekent und i eym jeden (von dem er erfordert) jeder zyt williglich in syner kilchen gepredigt und versehen hat, ouch von ettlichen under unß selbs gehört und (unßers urteyls) Christum einfaltiglich zuverjehen 6 oder ouch fürzutragen nit ontouglich, sonder gantz lydig 7 befunden. Besonder wirt in im nit ein böß ingenium 8 gespürt. Dan er von Miconio syne principia gesogen hatt 9 , welche er ouch noch nit als gar verdöwt 10 hatt. Dan das wir in colloquiis ab synen iuditiis abnemmen 11 mögend ein ingenium, das noch wol zubruchen were, besonder wo im durch komliche narung 12 darzu statt geben wurde. Ist herumb ann uwer liebe unßer hertzlich und früntlich bitt, den guten, armen bruder bevolhen 13 zuhaben etc.
Diewyl aber merbemelter 14 bruder Heinrich hievor ettwo 15 vor dem synodo syner liederlicheit halb ettwaß schuldig befunden und daruff entliche 16 urteyl gefolget ist, namlich das er mit solcher ubertrettung nit mer kommen
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solle etc. k 17 Daruff hatt er schynbarliche 18 besßerung erzöugt, wiewol er noch vermanens bedarff, deß wir uch hiemit eins teyls an in zelegen 1 befolhen wollend haben, namlich das er ernstlich studiere, sich der zechen 19 und zuvil gmeinsame der puwrschafft in tabernen m masße 20 , wol hußhalte, syne kind trachte 21 und unßer colloquium flysßig besuche etc., welcher dingen er n zwar sich gegen unß ernstlich begeben 22 hat. Herumb bitten o wir für in, so lang er synem embieten 23 statt thut; wo nitt, so habend doch unßer hern ir hand offen, in wider zuentsetzen. Doch habend p wir all gutte hoffnung zu im, dan wir synes hußhaltens und aller menglen q halb gut insehen 24 verordnet habend, darmit im wol geholfen mag werden. So ist ||336 er sonst ein gutter, frommer und getrüwer mensch, den lasßend uch bevolhen syn und unß all gmeinlich, und sind dem hern gott bevolhen.
Datum Bubicken, zinstags den 27. martii anno 1537.
[Adresse darunter:] Den frommen etc. M. Leo Iude und Heinrichen Bullingern, dienern der kilchen Zurch, unsern r lieben vättern im hern.
[Darunter:] Her Heinrich Dursten fürderniß.