[1598]

Meier und
Rat von Biel an
Bullinger und
die übrigen Pfarrer und Lehrer von Zürich
[Biel],
19. Januar 1542

Original: Zürich StA, E II 359, 2797 (Siegelspur) Ungedruckt

Bitten schnellstmöglich um einen fähigen Nachfolger für Pfarrer Johannes Rhellikan, der am 14. Januar verstorben ist; ebenso ersuchen sie um einen neuen Schulmeister; sie verzichten auf eine Mitteilung des gewünschten Profils des neuen Pfarrers, da die Zürcher dies besser einzuschätzen wissen.

Unser früntlich gruß sammptt erbiettung aller erenn, liebß und gutz zu befor.

Wolgelertt, fromm, fürnämm, ersamm, wyß 2 , insunders günstig, lieb herrenn und gutte fründt, eß hatt der allmächtig, ewig gott unseren gelieptenn bruder und predicanttenn, herr Hansenn Relican 3 , uff dem fiertzächenden tag jenners nächst verschinenn 4 (zu besorgenn 5 ummb unser übell und sünden willenn) uß diser zitt 6 berüffet, im zu ruw und ewiger säligckheit (doran wir nitt zwifflen) geholffenn, unß aber und unser kilchen zu mercklichemm 7 schadenn und nachtheil reychen mag. Derhalbenn ist unser, ouch der gantzenn kilchen, ernstliche und demiettige pitt durch die barmhertzigckheitt gottes, ouch sunderliche liebe und trüw, die ir unß und unser kilch bißhar alwägen 8 erzeygtt, wellentt unß mitt einnem andren fromenn und geschickten predicanttenn, deßglichen mitt einemm geschickten schulmeyster, 9 nach üwerem besten vermügen versorgen und den predicanttenn, so baldt eß müglich, zu unß khomenn lassenn. Wie er dann gesinnett und gebärdett sin sol, ist nitt von nötten zu beschribenn, üch selichs baß 10 dan unß kundt ist, wie so mencherley oppinioneß 11 zu diser zitt vor ougen schwäbentt und waß sich noch in künfftigem zu tragen mechte. Dorum sindt ernsthafftt in diser sach ze handlenn, alß wir üch vertrüwennt; dann nütt gefelligers mag unß üwer lieb bewysen, umb die wir selichs früntlich gern verdienen und günstlich beschulden 12 wellenn mitt hilff deß almächtigen, den wir bitten, üwer würde säligcklich zu bewarenn etc.

1 Vgl. HBBW XI, S. 168, Anm. 1.
2 weise.
3 Johannes Rhellikan.
4 vergangenen.
5 wie zu befürchten ist.
6 aus diesem Leben, aus dieser Welt.
7 beträchtlichem.
8 immer.
9 Nötig wurde die Neubesetzung der Schulmeisterstelle
an der Bieler Lateinschule durch den Tod des Amtsinhabers Albrecht Bürer, vgl. J[acob] Wyss, Das Bieler Schulwesen. Von seinen Anfängen bis zur Vereinigung der Stadt mit dem Kanton Bern 1269-1815, Biel 1919, S. 19.
10 solches besser.
11 Meinungen.
12 gerne vergelten.


Projektseite
Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung
Briefe_Vol_12_032arpa

Datum donstag, deß 19. ianuarii, anno etc. 42.

Meyher und rhatt zu Biell.

[Adresse auf der Rückseite]: Dem wolgelertten, fromenn, furnämmenn und wysen herrenn Meyster Heinrich Bullingern sammpt andren predicantten und gelerttenn der statt Zürich, unseren lieben und gutten fründen.