[1995]

Richard Hilles an
Bullinger
Straßburg,
26. September 1544

Autograph: Zürich StA, E II 343a, 303 (Siegelspur)

Dank für Bullingers durch [Heinrich] Falkner übermittelten Brief vom Juni [nicht erhalten] und für seine Schrift gegen [Johannes] Cochläus [,,Ad Ioannis Cochlei De canonicae scripturae et catholicae ecclesiae authoritate libellum ... responsio"; HBBibl I 159]; bedankt sich auch für Bullingers Ermahnung zu einem gottgefälligen, nicht nur weltlichen Geschäften gewidmeten Leben in seinem zweiten, durch Froschauer übermittelten Brief [nicht erhalten]. Auch wenn er meist daheim in Straßburg arbeitet und nur wenig reist, beschäftigt ihn seine Arbeit tatsächlich sehr; dennoch gelang es ihm letzten Winter, die von Bullinger gesandte

a Darunter von Blarers Hand angefügt: (Lutherus).
21 Zitiert aus Bucers Brief vom 12. September (Blarer BW 291, Nr. 1119) im Zusammenhang mit den neu entflammten Streitigkeiten zwischen Wittenberg und Zürich.
22 Philipp Melanchthon.
23 Gregor Brück (Pontanus; auch Heintz(e), Heyns(e), Heinis, Heinsius, Henisch, Hegius, Genus; 1483/84/86-1557) studierte in Wittenberg und Frankfurt/Oder und wurde zum Doktor beider Rechte promoviert. 1519 berief Kurfürst Friedrich der Weise ihn in den Hofdienst, 1520/21 wurde er Kanzler in Weimar und ab 1521 in Wittenberg mit Amtssitz in Weimar und Torgau. 1529 gab er sein Kanzleramt ab und verlegte seinen Wohnsitz nach Wittenberg (bis 1547, dann Jena), was der Anfang seiner eigentlichen Karriere als einer der bedeutendsten protestantischen Staatsmänner werden sollte. So war er einer der Hauptverantwortlichen u.a. für das Verfassen der Speyerer Protestation von 1529,
die Gründung des Schmalkaldischen Bundes 1530 und die schmalkaldische Vermittlungspolitik zwischen Kaiser und Reich, die schließlich den Ausbruch des Religionskrieges bis 1546 hinausschob. Wegweisend war er auch für den Aufbau der lutherischen Landeskirche, indem er das Konsistorium, Visitationen sowie die Anfänge des Konsistorialverfassungssystems und des lutherischen Eherechts einführte. Er wirkte auch im Hochschulbereich, besonders in kuratorähnlicher Stellung an der Universität Wittenberg wie auch mit der Förderung der Stiftung der Jenaer Universität. - Lit: Ekkehart Fabian, Dr. Gregor Bnick 1557-1957. Lebensbild und Schriftwechselverzeichnis des Reformationskanzlers I.U.D. Gregor Heinze-Brück zu seinem 400. Todestage, Tübingen 1957 (mit Verzeichnis seines Briefwechels); Ulrich von Brück, Im Dienste der Reformation: Ein Lebensbild des kursächsischen Kanzlers Gregor von Brück, Berlin 1985; Theodor Muther, in: ADB III 388-392; Ekkehart Fabian, in: NDB II 653f; ders., in: TRE VII 212-216.


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Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung
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Bibel [,,Biblia sacrosancta"; BZD C 328?]bis auf das Neue Testament zu lesen. Dabei wurde ihm u.a. bewusst, dass auch die Propheten den Kaufleuten kritisch gegenüberstehen; Bullinger soll für ihn beten und ihn weiter ermahnen. Bedankt sich auch für das durch Froschauer übermittelte Buch Bullingers [,,Antiquissima fides"; HBBibl I 103], das er bei seiner Rückkehr auffand; es ist bei seinen evangelisch gesinnten Landsleuten sehr beliebt und wurde auch [1541] von Miles Coverdale ins Englische übersetzt [HBBibl I 104], wobei er selbst die lateinische Fassung bevorzugt; er bedauert allerdings, dass er Bullingers Großzügigkeit nicht erwidern kann. Seine Frau [Anna Hilles]bedankt sich für die von Bullinger gesandte Münze, ein Sinnbild der Eintracht. 1 Der Briefüberbringer John [Burcher oder Butler?]wird Bullinger allfällige Neuigkeiten aus England besser berichten, als er selbst dies brieflich vermag; er übersendet zum Neujahr zwölf italienische Kronen für die armen Exulanten. Grüße, auch

an Theodor [Bibliander], [Konrad] Pellikan, [Kaspar] Megander und Bullingers Frau [Anna, geb. Adlischwyler].

[Druck und englische Übersetzung: Epistolae Tigurinae III 161f, Nr. 113 bzw. Original Letters I 244-246, Nr. 113; Regest: LP XIX/2 166, Nr. 313.]