[2353]
Autograph: Zürich StA, E II 342, 138 (Siegelabdruck); [Beilage:] St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 40 (VBS XI), 202 Druck: Vadian BW VI 506f, Nr. 1447
Unter Bezugnahme auf Vadians Brief [Nr. 2352]kann Bullinger versprechen, dass er sich der
Veröffentlichung der ["Eidgenössischen Chronik"] so gut wie nur möglich annehmen wird.Briefe_Vol_16-155 arpa
—Bullinger weiß, das der Antichrist die [Zürcher] belohnen würde, wenn diese die Macht und
die verderbliche Lebensweise der Mönche auch nur im Geringsten beschönigten. Gott möge
die [Zürcher] davor bewahren! — Über die [Buchzensoren]1 kann Bullinger nichts anderes
sagen, als was er bereits berichtet hat [nicht erhalten]; er wird sich aber Mühe geben, diesbezüglich
nicht nachlässig zu sein. Ständig muss er kämpfen! — Gerade erhielt er einen Brief
von [Johannes] Gast aus Basel [Nr. 2348]. Darin schreibt dieser, dass der Schmalkaldische
Bund um 20 Jahre verlängert wurde, und dass u.a. [Kurfürst Friedrich II.] von der Pfalz, Graf
[Philipp d.Ä. III.] von Nassau-[Weilburg-Saarbrücken] und Graf [Wilhelm IV.] von Henneberg-[Schleusingen]
in den Bund aufgenommen wurden. — Kaiser [Karl V.] soll gegen
Deutschland aufgebracht sein, weil so viele Menschen [vom Katholizismus]abgefallen sind.
Einige sind der Meinung, er werde angreifen; andere wiederum glauben dies nicht und denken,
er werde nach Spanien ziehen, um sich den weißen Mauren zu widersetzen. —Die Pfaffen
und Mönche verlassen die Pfalz und begeben sich in die Territorien [König] Ferdinands [I.],
wo sie willkommen sind, weil es dort an solchen gemangelt hat. — In Sachsen 2 soll sich eine
Sekte erhoben haben, die Beschneidung und Sabbat befürwortet. Luther wird anscheinend
gegen diese schreiben und wahrscheinlich dabei die [eidgenössischen] Kirchen mit den Juden
in Verbindung bringen! —Bullinger hört nichts vom [Zweiten Religionsgespräch] in Regensburg;
dieses wird wohl erfolglos bleiben. —Grüße von [Rudolf] Gwalther, [Konrad] Pellikan
und [Theodor] Bibliander. —[Beilage:] Zusammenfassung eines Briefes von Bürgermeister
[Adelberg Meyer zum Pfeil] und Rat der Stadt Basel an Bürgermeister [Hans Rudolf Lavater]
und Rat der Stadt Zürich vom 30. Januar 1546 3 , der am 3. Februar übermittelt wurde. Friedrich
[II.] von der Pfalz hat angeordnet, dass das Evangelium in seinem Land gepredigt und die
Messe abgeschafft werde. Das Abendmahl wurde in deutscher Sprache eingeführt und am
Sonntag, dem 10. Januar, in der Peterskirche zu Heidelberg gefeiert. Friedrich [II.] soll sich
auch in Kürze mit [Landgraf Philipp] von Hessen in Marburg treffen. Man vermutet, dass der
Schmalkaldische Bund den Pfalzgrafen und [Hermann von Wied, Erzbischof] von Köln, aufnehmen
werde. Dies ist wohl Gottes Fügung, der inmitten der von [Karl V.] und [Ferdinand
I.] veranlassten Verfolgungen sein Wort verbreiten lässt!