Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2353]

Bullinger an
Joachim Vadian
Zürich,
13. Februar 1546

Autograph: Zürich StA, E II 342, 138 (Siegelabdruck); [Beilage:] St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 40 (VBS XI), 202 Druck: Vadian BW VI 506f, Nr. 1447

Unter Bezugnahme auf Vadians Brief [Nr. 2352]kann Bullinger versprechen, dass er sich der Veröffentlichung der ["Eidgenössischen Chronik"] so gut wie nur möglich annehmen wird.

1 Im Original: "cognitores illi nostri". Auch in HBBW XV, Nr. 2257, bezeichnet Vadian die Buchzensoren als "üwer verornedte die bücher, so inn truck usßgon söltind, besähen", wobei das Wort "Verordneter"einer der Bedeutungen des Wortes "cognitor"entspricht.
2 Siehe Rainer Henrich, Neues über Froschauers Korrektor Peter Schmid von Bischofszell, in: Zwa 18/4—5, 1990/91, 390—392.


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Bullinger weiß, das der Antichrist die [Zürcher] belohnen würde, wenn diese die Macht und die verderbliche Lebensweise der Mönche auch nur im Geringsten beschönigten. Gott möge die [Zürcher] davor bewahren! Über die [Buchzensoren]1 kann Bullinger nichts anderes sagen, als was er bereits berichtet hat [nicht erhalten]; er wird sich aber Mühe geben, diesbezüglich nicht nachlässig zu sein. Ständig muss er kämpfen! Gerade erhielt er einen Brief von [Johannes] Gast aus Basel [Nr. 2348]. Darin schreibt dieser, dass der Schmalkaldische Bund um 20 Jahre verlängert wurde, und dass u.a. [Kurfürst Friedrich II.] von der Pfalz, Graf [Philipp d.Ä. III.] von Nassau-[Weilburg-Saarbrücken] und Graf [Wilhelm IV.] von Henneberg-[Schleusingen] in den Bund aufgenommen wurden. Kaiser [Karl V.] soll gegen Deutschland aufgebracht sein, weil so viele Menschen [vom Katholizismus]abgefallen sind. Einige sind der Meinung, er werde angreifen; andere wiederum glauben dies nicht und denken, er werde nach Spanien ziehen, um sich den weißen Mauren zu widersetzen. Die Pfaffen und Mönche verlassen die Pfalz und begeben sich in die Territorien [König] Ferdinands [I.], wo sie willkommen sind, weil es dort an solchen gemangelt hat. In Sachsen 2 soll sich eine Sekte erhoben haben, die Beschneidung und Sabbat befürwortet. Luther wird anscheinend gegen diese schreiben und wahrscheinlich dabei die [eidgenössischen] Kirchen mit den Juden in Verbindung bringen! Bullinger hört nichts vom [Zweiten Religionsgespräch] in Regensburg; dieses wird wohl erfolglos bleiben. Grüße von [Rudolf] Gwalther, [Konrad] Pellikan und [Theodor] Bibliander. [Beilage:] Zusammenfassung eines Briefes von Bürgermeister [Adelberg Meyer zum Pfeil] und Rat der Stadt Basel an Bürgermeister [Hans Rudolf Lavater] und Rat der Stadt Zürich vom 30. Januar 1546 3 , der am 3. Februar übermittelt wurde. Friedrich [II.] von der Pfalz hat angeordnet, dass das Evangelium in seinem Land gepredigt und die Messe abgeschafft werde. Das Abendmahl wurde in deutscher Sprache eingeführt und am Sonntag, dem 10. Januar, in der Peterskirche zu Heidelberg gefeiert. Friedrich [II.] soll sich auch in Kürze mit [Landgraf Philipp] von Hessen in Marburg treffen. Man vermutet, dass der Schmalkaldische Bund den Pfalzgrafen und [Hermann von Wied, Erzbischof] von Köln, aufnehmen werde. Dies ist wohl Gottes Fügung, der inmitten der von [Karl V.] und [Ferdinand I.] veranlassten Verfolgungen sein Wort verbreiten lässt!