[2828]

Johannes Oporin
an Bullinger
Basel,
26. Februar 1547

Autograph: Zürich ZB, Ms F 62, 415 (Siegelspur) Ungedruckt

[1]Bullinger möge den beiliegenden Brief Bernardino Ochinos nach Augsburg weiterleiten. Dieser wohnt noch bei Oporin, weiß aber noch nicht, ob er in Basel bleiben wird. [2] Es wäre schön, wenn die Dinge, die man über die Zürcher hört, falsch wären. Der Herr verherrliche seinen Namen und vernichte die Anhänger Satans! [3] Was von den [in Verhandlung mit Kaiser Karl V. stehenden]Straßburgern zu erwarten ist, bleibt unklar. Viele aber erhoffen Besseres von Konstanz. [4]Grüße, auch an die gemeinsamen Freunde.

S. Literas hasce Bernardini Ochini nostri ut curare Augustam velis, uterque te sedulo oramus, mi d. Bullingere. Adhuc ille apud me agit, incertus, an hic mansurus sit necne.

Audivimus et de vobis, que falsa quam vera esse malumus. 1 Utinam dominus gloriam nominis sui promoveat et sathanae membra conficiat spiritu oris sui! 2

De Argentina quid sperandum sit, nescio. De Constantia multos melius sperare audimus. Novit autem dominus, qui sunt sui; 3 quem ut pro nobis quoque diligenter ores, ex animo petimus.

Bene vale, optime atque doctissime vir, et amicos nostros communes per occasionem saluta. Basileae, 26. februarii 1547.

Projektseite
Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung

Io. Oporinus, tuus ex animo.

[Adresse auf der Rückseite:] D. Henrico Bullingero, amico clarissimo suo. Tiguri.

1 Oporin bezieht sich auf die Spannungen, die in Zürich entstanden (s. dazu Nr. 2767,97-100; Henrich, Myconius BW 940, Nr. 1056) in Folge der an den Tagsatzungen zu Baden seit 1546 (bis 1548) immer wieder eingeleiteten Verfahren der Fünf Orte gegen die Veröffentlichung von Gwalthers "Endtchrist" (s. dazu schon Nr. 2757, Anm. 11; Nr. 2797, Anm. 6). Mit ihren Verfahren versuchten diese Orte, Einfluss auf die Innenpolitik der Zürcher zu nehmen. An der Badener Tagsatzung von Anfang Dezember 1546 wurde beschlossen, dass jeder mit einer Druckerei versehene Ort künftig darauf achten müsse, dass keine für die anderen Verbündeten beleidigenden Bücher mehr gedruckt würden. Aus Bullingers Brief-
wechsel wird zudem ersichtlich, dass ein Teil der Bevölkerung der Stadt und Landschaft Zürich und dementsprechend auch einige Arntsinhaber den "Pfaffen", wie sie ihre Prediger bezeichneten (s. z.B. Nr. 2786,87-90; HBBW XVIII 212,52f), nicht wohlgesinnt waren, sodass es sogar zur Aufforderung kam, die Predigten der Pfarrer von den politischen Behörden besser kontrollieren zu lassen, was wiederum nach Gwalthers und Bullingers erster Verantwortung vor dem Rat vom 29. Januar 1547 (s. dazu Nr. 2767, Anm. 82) am 28. Mai 1547 eine erneute Rechtfertigung dieser beiden Pfarrer nötig machte; s. Bächtold, Rat 94-103.
2 2Thess 2, 8.
3 2Tim 2, 19.