[2965]
Matthias Erb
an Bullinger
Reichenweier,
25. [Juli, August oder September 1547]'
Autograph: Zürich StA, E II 361, 263 (Siegelspur)
Ungedruckt[1]Der junge Mann, [Jakob]Hermann aus Magdeburg, überbrachte Bullingers Brief vom 7.
Juli. Wie voll von göttlichem Trost war dieser Brief [nicht erhalten]! Er machte dem bettlägerigen,
an einer Hautentzündung leidenden Erb neuen Mut. Gott soll den Briefschreiber
reichlich dafür belohnen! -[2]Nikolaus König hat der Witwe von Erasmus Schmid, [Marta,
geb. Blarer], einen Brief bezüglich ihrer verbannten Tochter Elisabeth geschrieben, die derzeit
als Magd beim Vogt [Hans Henman I. (Amandus)] von Reichenweier dient. Er versucht damit,
die Mutter versöhnlich zu stimmen, und bittet Bullinger, in die gleiche Richtung zu wirken. Die
vielen von der Tochter vergossenen Tränen würden schon an sich eine Verzeihung verdienen,
auch falls sie tatsächlich schuldig wäre, denn sie sind Zeugnis ihrer Buß- und Reuebereitschaft.
Sie hat ihren Knaben [...] in Basel zurückgelassen, hätte ihn aber viel lieber der
Großmutter anvertraut, doch nicht, damit diese ihn auf eigene Kosten ernähre; nein, sie wäre
selbst dafür aufgekommen. König bittet Bullinger, ihn über die Gründe ihrer Flucht und die
Vergehen ihres Mannes [Hans Schumacher] zu informieren. Auch soll ihm Bullinger den
Scheidungsbrief zukommen lassen, zumal einige behaupten, dass es zur Scheidung gekommen
sei, weil sie gehurt hätte. Mit dem Brief könnte sie den Verleumdern das Maul stopfen. Bullinger
erweise sich in dieser Angelegenheit als Verbündeter! -[3] In Reichenweier hat man
nichts über Augsburg und den Reichstag erfuhren, außer dass Kaiser Karl V. etwas Großes,
hauptsächlich gegen Christus Gerichtetes unternehmen wolle. Aber Christus ist bereits gestorben
und kann nicht noch einmal sterben, da er den Tod schon überwunden hat und die
Seinen, die seinetwegen leiden, an seinem Leben teilhaben lassen wird. -[4] Grüße, insbesondere
von König. In Eile. -[5] [P.S.:] Gruß an Rudolf Gwalther, Konrad Pellikan und
Theodor Bibliander.
Gratia domini tecum. Hermannus Magdenburgensis adolescens 2 tuas mihi
reddidit litteras 7. juli plenas omnino consolationibus divinis, quae corpusculum
Hermann aus Magdeburg gehandelt
haben, der als einer der letzten Immatrikulierten
des Schuljahres Mai 1537-Mai
1538 wohl im Frühling 1538 in Wittenberg
unter den Namen "Jacobus Hermannus
Magdeburgensis" belegt ist (s. M-
Wittenberg I 168). Im Wintersemester
1539 immatrikulierte er sich in Leipzig
(s. M-Leipzig I 630). In der Basler Matrikel
ist er nicht nachgewiesen. Nach
seiner bis anhin unbekannten Lehrtätigkeit
in Hunaweier könnte er (sofern es
sich dabei nicht um eine oder mehrere
gleichnamige Personen handelt) in Straßburg
ein Theologiestudium absolviert haben.
Nachdem 1553 eine Anstellung in
Bergzabern (Rheinland-Pfalz) scheiterte,
in grabbatulo haerens et ex inflammatione erysipelae 3 propemodum
defectum perquam apprime recrearunt. Is 4 , qui potest omnia referre cumulatissime,
et te perpetuo consoletur per lesum Christum! Amen.
Nicolaus Regius 5 scripsit viduae Erasmi Fabritii 6 propter exilium filiae Elizabetha
7 (que nunc famulatur in aedibus nostri nobilis prefecti 8 , vin certe
candidi et pii) conaturque illi apud matrem vel reconciliacionem vel gratiam
impetrare rogatque, ut tu in eodem offitio sis sedulus. Certe, si quid commisit
filia, meretur vel veniam ob tot lachrymas, quibus testatur suum peccatum
et contumatiam, simul etiam pollicens resipiscentiam. Puerum 9 reliquit
Basileae apud alienos, quem cuperet esse sub tutela aviv, non ob hoc,
quod frustra apud illam a sit alendus, sed suis sumptibus. Deinde rogat 10 te,
qui scis discessus causam, item et viri 11 piacula, atque vehementer obtestatur
pro libello divortii 12 . Sunt enim, qui illi obprobrant nescio quid, quasi esset
prostituta. 13 Haberet ergo, unde se adversus calumniatores tueretur. Tu fac,
amici agas offitium. ""