[3063]

Johannes Blasius
an Bullinger
Chur,
31. Oktober 1547

Autograph: Zürich StA, E II 343a, 349 (Siegelspur) Druck: Graubünden, Korr. I 116-118, Nr. 90

[J] Hiermit übersendet Blasius ein Empfrhlungsbrieflein [Nr. 3038 vom 12. Oktober], das Celio Secondo Curione für einen jungen Italiener [Lelio Sozzini?]1 verfasst hat. Auch die Churer haben diesem ein Empfehlungsschreiben sowie ein nicht unbeträchtliches Reisegeld mitgegeben und ihn Kollegen anvertraut, die nach Padua reisten. Blasius schickt außerdem Bullingers Schrift ["De sacramentis "]2 über den Gebrauch und die Wirkungskraft der Sakramente zurück. Er und Johannes Comander danken vielmals dafür. Für die Schlichtung des Streites zwischen den Kollegen [Agostino Mainardi und Camillo Renato]3 wird sie bestimmt sehr nützlich sein. Würde sie doch auch gedruckt! 4 Denn zweifellos gibt es viele Menschen im Bündnerland und anderswo, die in der Frage der Sakramente (die Bullinger sehr klar dargestellt hat) nicht aus bösem Willen irren, sondern aus Unwissenheit. Mit seiner Abhandlung kann Bullinger diese Menschen von ihren. Irrtümern abbringen und zudem noch zur Beilegung des Streites beitragen. -[2]Aus Italien gibt es keine verbürgten Nachrichten über den neuen Krieg [zwischen Kaiser Karl V. und Papst Paul III.]. 5 Es wurde nur gemeldet, dass es einen Waffenstillstand für 20 Tage (andere sagen, für drei Monate) gäbe. Der Statthalter [des Kaisers] in Mailand [Ferrante Gonzaga] soll diesen jedoch gebrochen haben, und angeblich sollen deshalb die Heere des Kaisers und der "Puppe"(oder des Papstes) durch die Anwerbung neuer Söldner (sogar im Bündnerland und bei den Helvetiern) täglich wachsen. - [3] In den vergangenen Tagen wurde dem Churer Bischof [Lucius Iter] vom Kaiserhof brieflich mitgeteilt, dass der Kaiser den Kurfürsten, Fürsten und übrigen Reichsständen die Erlaubnis gewährt, frei nach der wahren Religion zu suchen. Falls Bullinger mehr darüber wusste, soll er es mitteilen. Der Herr möge ihn noch lange erhalten. Gruß. In Eile. Comander und alle Übrigen grüßen zurück. 6

1 Siehe Nr. 3038, Anm. 1.
2 Siehe dazu Nr. 3043, Anm. 7.
3 Siehe dazu zuletzt Nr. 3043,[2].
4 Sie wurde (in veränderter Form) erst 1551 publiziert; s. HBBW XVI 100, Anm. 29. Zu den Gründen, die gegen einen Druck sprachen, s. ebd., 43f.
5 Zu diesem Gerücht s. schon Nr. 3043 mit Anm. 1; Nr. 3057, Anm. 16.
6 Blasius unterschrieb vorliegenden Brief mit dem in hebräischen Lettern verfassten Wort kohelet (der die Menschen zusammenrufende Prediger)

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Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung
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