Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3072]

Joachim Vadian
an Bullinger
St. Gallen, [7.]
November 1547

Autograph: Zürich StA, E II 351, 55 (Siegelspur) Druck: Vadian BW VI 667f, Nr. 1570

[1] Vadian hat Bullingers Sendung [Nr. 3062]erhalten und schon alles überflogen, so dass er die ihm mitgeteilten Dokumente 2 bereits mit dem gegenwärtigen Boten [...]zurücksenden kann. Er hat auch Bullingers Meinung zur aktuellen, gefährlichen Lage sehr wohl verstanden. [2] Da er aber gerade von einer Ratssitzung kommt, das Mittagessen bevorsteht und der abreisende Bote aus gewichtigen Gründen nicht aufgehalten werden darf wird er mit dem nächsten sich ihm anbietenden Boten seine Auffassung zu all den von Bullinger angesprochenen Themen ausführlich darlegen. [3] Es ist offenbar, dass die Eidgenossen, die aus mehreren Gründen bei Kaiser Karl V. und den Seinen verhasst sind, eine große, ja vielleicht die allerletzte Prüfung durchmachen, die über ihre Freiheit und ihr Schicksal entscheiden wird. Demnach wäre es mehr als je zuvor an der Zeit, kluge Vorkehrungen zugunsten Helvetiens zu treffen, um dessen Freiheiten und Heil zu gewährleisten. [4] Vadian hat dein St. Galler Rat einiges aus Bullingers Sendung mitgeteilt, ohne jedoch seine Quelle anzugeben. Der St. Galler Rat teilt nun den Zürcher Ratsherren (die Vadian auch grüßen lässt) einiges brieflich mit, 3 das die Bürgermeister Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab bestimmt an

1 Damit Vadian Bullingers Brief Nr. 3062, in dem sich ein am 4. November verfasster Nachtrag befindet, bereits am 6. November (s. das unten angeführte Datum) beantworten konnte, muss angesichts der etwa 80 zwischen Zürich und St. Gallen liegenden Kilometer vorausgesetzt werden, dass Bullinger seinen Nachtrag am frühen Morgen des Freitags 4. November und Vadian die vorliegende Antwort am Sonntagabend schrieb, ehe der im Brief angekündigte Bote St. Gallen am nächsten Tag verließ. Doch aus dem Inhalt des Briefes geht hervor, dass Letzterer kurz vor dem Mittagessen verfasst wurde und der Bote schon im Aufbruch war. Demzufolge muss sich Vadian bei der Datumsangabe geirrt haben, so dass hier vermutlich Montag der 7. und nicht
Sonntag der 6. November vorauszusetzen ist, zumal am Sonntagvormittag kaum eine Ratssitzung stattgefunden haben wird.
2 Die Beilagen, die Bullinger mit seinem Brief vom 31. Oktober und 4. November (Nr. 3062) übermittelt hatte, nämlich eine Abschrift des Briefes, den die Konstanzer am 28. Oktober an den Zürcher Rat adressiert hatten, und die im Sommer 1547 gedruckte Abhandlung Bugenhagens über die Ereignisse in Wittenberg während des Schmalkaldischen Krieges; s. Nr. 3062,34-42. 81-84.
3 Dieses Schreiben ist nicht in Zürich StA, A 245.1 (unter den zwischen 1405-1605 verfassten Briefen der Stadt St. Gallen), erhalten.


Briefe_Vol_20-651arpa

Bullinger übermitteln werden. -[5]Gruß. Es folgt bald ein ausführlicher Brief [Nr. 3076 vom 14. November]. Datiert vom Tag nach den November-Nonen. 4