[631]

Gregor Mangolt an
Bullinger
Konstanz,
25. August 1535

Autograph: Zürich StA, E II 364, 92 (Siegelspur) Ungedruckt

Empfiehlt auf Bitte von Johannes Zwick den Briefüberbringer, den österreichischen Adligen [Balthasar von Kuenring], der von Zwick ein Gutachten zu seiner [Ehe-]Sache erbeten hat; Bullinger soll es sich vorlegen lassen. Sendet Zeitung aus Augsburg über den [Tunis-]Feldzug des Kaisers. Grüße. Will die Schürze für Bullingers Frau bald schicken.

Gnad und frid von gott durch Christum Jesum sampt minen willigen diensten zuvor, lieber herr und bruder.

Diewyl doctor Hans Zwick diser zyt nit wyl gehapt hat, üch nach notturfft 1 zeschriben 2 , hat er mich gebetten, inn zevertretten und üch zebitten, das ir zaigem dis brieffs 3 früntlich zusprechen 4 und im in sinen sachen 5 beholfen 6

1 so, wie es nötig wäre (Grimm VII 925f).
2 Johannes Zwick schrieb nur einen ganz kurzen Brief (unten Nr. 632).
3 Der von Mangold empfohlene Briefüberbringer wird von Zwick noch mehrfach erwähnt (s. unten Nr. 632. 642. 648 sowie Moeller, Zwick 167, Anm. 140), aber erst am 5. Oktober 1536 mit Namen genannt: "Balthasar baro ille a Khienring" (Zürich ZB, Ms F 62, 569). Balthasar II. von Kuenring, gest. 1547, stammte aus einem niederösterreichischen Adelsgeschlecht. Ab 1529 studierte er in Löwen, anschließend hielt er sich in Paris und 1535 in Bologna auf. Nach seiner Rückkehr aus Italien suchte er einen evangelischen Prädikanten und erbat von mehreren
Juristen und Theologen Gutachten über seine Ehe mit der nahe verwandten Anastasia von Zelking bzw. über die Gültigkeit des päpstlichen Dispenses vom 13. Juli 1535, welcher die Eheschließung erlaubt hatte. — Lit.: Amerbach, Korr. IV 372. 3741. 378f. 382; Erasmus, Corr. XI 224-226, 235, 306f; Gottfried Edmund Friess, Die Herren von Kuenring, in: Blätter des Vereins für Landeskunde in Niederösterreich, NF VIII, 1874, S. 177-179 (Buchausgabe: Wien 1874); Ilse Guenther, in: Contemporaries II 278.
4 im Sinne von: freundlich begegnen (vgl. Grimm XVI 836f).
5 Vgl. Anm. 3.
6 behilflich (SI II 1195).


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Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung
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unnd rättlich 7 sin wellind. Was die syen, werdent ir von im selbs vernemen. Diser, wiewol er wenigs ansehens, ist er doch ain geborner mechtiger landsherr 8 von Wien uß Österrich, darzu vast 9 glert und liebhaber aller glerten. Er hat doctor Hansen erbetten, daß er a im ain consilium in siner sach gestelt hat 10 . Wurt vilicht ouch üch umb ains anlangen. So er üch andere sine consilia wurt zaigen, söllent ir doctor Hansen consilium ouch forderen, ob 11 ers nit selbs zaigen wurde, und das söllen ir nit lassen, hat mir doctor Hans ernstlich befolhen. Was nüwer meer 12 zu Rom syen, von dannen er den nechsten ryt, 13 wirt er uch wol anzaigen.

Ich schick üch hiemit ain brieff, nüwlich zu Ougspurg ußgangen, daruß ir nüwer zytung des keiserschen zugs halben verneinen werdent 14 .

Hiemit sind gott alzyt befolhen sampt üwer lieben hußfrowen 15 . Der sagent ouch, sy söll sich nit lassen blangen 16 , ich well ir bald ain hüpschen schurtz schicken 17 .

Datum zu Costentz, 25. augusti anno etc. 35.

Gregorius Mangelt,

e[wer]w[illiger]alzyt.

[Adresse auf der Rückseite:] Spectatae pietatis atque doctrinae viro Heinricho Bullingero, ecclesiae Tigurinae episcopo vigilantissimo, domino suo in Christo semper observando.

a daß er am Rande nachgetragen.
7 mit Rat beistehend (SI VI 1617).
8 hoher Adliger (Grimm VI 109f).
9 sehr (SI I 1112).
10 Das Gutachten von Johannes Zwick scheint nicht mehr erhalten zu sein.
11 wenn (SI I 53).
12 Ereignisse (SI IV 360f).
13 von wo er vor kurzem (SI IV 636) geritten kam.
14 Die an Bullinger gesandte neue Zeitung über den Feldzug Kaiser Karls V. nach Tunis ließ sich nicht auffinden.
15 Bullingers Ehefrau Anna, geb. Adlischwyler.
16 sich verdrießen lassen (vgl. SI III 1334f).
17 Vgl. oben Nr. 628, 16-18.