Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[710]

Johannes Stumpf an
Bullinger
Töss,
3. Januar 1536

Autograph: Zürich StA, E II 340, 73 (Siegelspur) Gedruckt: Stumpf, Reformationschronik I, S. XVIIf.

Von den letzten drei Buchern seiner Chronik kann er nur das letzte [Buch 9] schicken; er möchte, dass Bullinger einige Unterlagen beschafft, die ihm zur Fertigstellung des siebten und achten Buches fehlen. Hat die ersten sechs Bucher heute mit Matthias Hirsgarter zu einem grossen Band zusammengebunden. Bittet, die beiliegenden Blätter Hans Füssli zu übergeben und diesen auf den eventuellen Druck einer Kurzfassung der Chronik zu vertrösten.

Gratiam et pacem a deo patre et domino nostro Iesu Christo.

Lieber herr und bruder, wie ir vergangner zyt begert habend 1 , uch die letsten dry bücher der chronicken 2 zuüberschicken, also schick ich uch allein das aller letst, uß der ursach, die andern zwey, namlich das 7. und 8., sind noch nit gar volkommen, sonder manglet mir noch ettwas: Im 7. an Meylander schlacht, item der ufflouff der gmeinden Zurich, item des keysers zug in Meyland 3 . Demnach im 8. manglet mir noch des bapsts zug, item Bygogger

1 Ein Schreiben Bullingers ist nicht erhalten. —Stumpf hatte am 2. Dezember 1535 den Abschluss der Chronik und deren Übersendung angekündigt (vgl. HBBW V, S. 455, 21f).
2 Die Bucher 7, 8 und 9, umfassend die Jahre 1499-1516, 1519-1528 und 1528-1534, sind ediert in: Stumpf, Reformationschronik I 1-147, 148-376 und II 1-340 (vgl. Hans Müller, Einleitung, ebd., S. XXXIV). Sie bilden den zweiten
der beiden Handschriftenbände Ms A 1 und 2 in Zürich ZB.
3 Über die Schlacht von Marignano 1515 und den anschliessenden Aufruhr der Zürcher Landbevölkerung konnte Stumpf in der Folge ausführliche Berichte beibringen (s. Stumpf, Reformationschronik I 134-145), nicht aber über den Heereszug von Kaiser Maximilian 1516 in die Lombardei (s. ebd., S. 145f).


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schlacht 4 , item Yttinger rechthandel 5 und demnach alle foedera christianae civitatis 6 etc. Nun wolt ich gern, das ir, sovil uch jenen 7 müglich, ouch a ettwo, so ir am müesssigsten werind 8 , by dem stattschryber 9 wurbind umb die copyen der burgerbriefen 10 und umm Yttinger handel (ob es echt 11 zethun were), so wolt ich dan hinin 12 kommen uff uwer embieten 13 oder schryben und die ding abschryben. Item es manglet mir ouch der gantz Solothorner handel 14 etc.

Die ersten 6 büecher hab ich so trefflich gemert, das sy an vilen orten inen nit mer glych sind. Die hab ich itz, datum b disser schrifft 15 , her Mathyssen Hirssgarter uberantwort und im helffen inbinden. Ist das grösst buch, das ich kum je gesehen hab 16 . Nun aber wolt ich disse ouch gern binden; angsehen 17 die schweren löuff 18 jetz vor handen, so sind sy noch nit volkommen, mogend ouch one uwer und anderer hilff nit zu binden gefurdert werden. Wo si aber zubereyt, sollend sy allzyt uch dienen vor c mencklichem 19 .

Ich schick ouch hiemit Hans Fuesslin ettlich stückli 20 . Sollend ir im uberantworten und in darby früntlich abreden 21 , mit anzeugung, das wir die ersten bücher ingebunden d und noch nüts diser zyt ordenlichs zemen gebracht habend etc. Ob sich dan begebe, das wir ein ander exemplar ussziehen wurdind

a vor ouch gestrichenes uch.
b vor datum gestrichenes daum[?]
c vor vor gestrichenes etc.
d in der Vorlage ingebun.
4 Zum Papstzug 1521, an dem auch Zürcher Truppen beteiligt waren, und zur Schlacht von Bicocca 1522 scheint Stumpf kein Material erhalten zu haben (s. ebd., S. 173 mit Anm. a und b).
5 Zum Ittinger Rechtshandel 1524 konnte sich Stumpf noch reich dokumentieren (s. ebd., S. 203-231).
6 Stumpf hatte im 9. Buch für die Burgrechtsverträge zumeist Platz freigelassen, die Texte jedoch nicht mehr nachgetragen (vgl ebd., II 1,14-2,21 mit Anm. a; 7,14-19 mit Anm. b; 15,22-27 mit Anm. d; 26,14-18. 82,1-7 mit Anm. b; 85,17-86,7).
7 irgendwie (SI I 296).
8 wenn Ihr Zeit habt.
9 Werner Beyel.
10 Vgl. oben Anm. 6.
11 wohl, etwa (SI I 82).
12 hinein, nach Zürich.
13 Aufforderung (SI IV 1869).
14 Über den Aufstand der Solothurner Reformierten 1533 (s. HBBW III, Nr. 283, 285f, 288 und Haefliger 166-199) verarbeitete Stumpf - außer einem Kurzbericht über die Rekatholisierung (Stumpf, Reformationschronik II 292,24-293,5) — kein Material in seine Chronik.
15 Siehe unten Z. 28.
16 Die Bücher 1-6 der Chronik, umfassend die Zeit von den Anfangen bis 1499, bilden den ersten der beiden Bände in Zürich ZB (s. oben Anm. 2).
17 in Anbetracht (SI VII 561).
18 schwierigen Zeiten.
19 vor allen andern.
20 Hans Müller sieht in den in Zürich ZB, Ms T 113, Nr. 7a, liegenden Blättern die hier angezeigten "stückli" (vgl. Müller, aaO, S. XXIX). Der Chronist Hans Füssli hatte zuvor schon Manuskripte Stumpfs benutzt (vgl. ebd., S. XXI und XXVIIIf. auch HBBW V, Nr. 590f).
21 hinhalten, vertrösten (vgl. SI VI 557).


Briefe_Vol_06_037arpa

in truck 22 , alß dan wöltend wir im den inhalt der lettsten bücher, nach inhalt desßelben ußzugs, ouch mitteylen 23 etc.

Hiemit sind dem herren got bevolhen.

Datum Thöß 24 , 3. ianuarii anno etc. 1536.

Tuus Io. Stumpf subscripsit.

[Adresse auf der Rückseite:]:] Domino Heinrico Bullingero, urbis Tigurine episcopo, fratri suo in domino.