[853]

Peter Rümeli an
Bullinger
Frauenfeld,
29. Juni [1536]

Autograph: Zürich StA, E II 441, 47 (Siegelspur) Ungedruckt

Hat erfahren, daß er wegen einer Predigt, in der er vom Kampf gegen den Teufel mit geistlichen Waffen sprach, bei Landvogt [Mansuet Zumbrunnen] angezeigt worden sei. Bittet um Unterstützung.

Salutem per Christum etc.

Lieber M. H[einrich] B[ullinger]. mich kumpt durch gloubhaftig leut a für b2 , ich sye dem nüwen landvogt von Ure 3 anzeigt, als hab ich am fritag post corporis Christi 4 wider den lantzfriden 5 prediget. Das wel er den eidgnossen itz anzeigen. Und weiß ich wol, das ich gelert hab, wie ein christ solle gewapnet sin mit geistlichen waffen, wie es Paulus das beschribt ad Eph. ult. 6 Den selben text han ich vor mir ghan und den uf das trulichest und einfaltigest ußgelegt, anzeigt, wie man mit dem schwert götlichs worts möge den tufel mit al sinem anhang vertriben. Exemplum by Christo ingefürt, Math. 4[1-11] etc.

Sollichs han ich uch als mim herren und vatter nit wellen verhalten, uch darby bitten, das ir mir das best gegen minen herren redind, darmit ich möge zu verantwurtung komen; dan ich hof, es werde sich erfinden, das ich die warheit hab geprediget und niemant gschmützt 7 noch gschmächt.

Datum Frowenfeld, in die Petri et Pauli.

P. R. ex animo tuus.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem erwürdigen, wolgelerten M. Heinrich Bulliger, trüwen verkünder des göttlichen wort Zürich, sinem lieben herren.

a vor leut gestrichenes f.
b für über der Zeile nachgetragen.
1 Zur Datierung: Kurz nach dem Amtsantritt des Landvogts Mansuet Zumbrunnen von Un (s. Z. 3; vgl. EA IV/1c lilt). Rümeli ist nach 1536 in Frauenfeld nicht mehr nachzuweisen, er scheint auch die Eidgenossenschaft verlassen zu haben (vgl. HBBW III, S. 135, Anm. 1). Damit
bestimmt sich die Einordnung des vorliegenden Briefes ins Jahr 1536.
2 zu Ohren (SI III 279).
3 Mansuet Zumbrunnen (vgl. Anm. 1).
4 16. Juni 1536.
5 Gemeint ist der Friedensvertrag von 1531, dessen 2. Artikel ein Schmähverbot enthielt; s. Nr. 717, Anm. 15.
6 Eph 6, 10-20.
7 beschimpft (SI IX 1040f).

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Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung
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