[2666]
[Simon Bing] an
Bullinger
[Im Feldlager bei Giengen],
10. November 1546
Brieftext nicht erhalten; 1 Beilage: Original (vielleicht autograph):
Zürich ZB, Ms A 51, 46r.-49v., Nr. 29 aDruck der Beilage: Lenz, Bericht 12f (Nr. F) 2
[1] [Brieftext fehlt.] — [2] [Beilage:] Als die [Schmalkaldener] am 14. Oktober von [Ballmertshofen]
zum Lager bei Giengen aufgebrochen waren, zeigte sich der Feind auf einer nahe
Heinrich Thomanns an den Zürcher
Rat (aufbewahrt in Zürich StA, A 177)
beigelegt.
gelegene Anhöhe. So schickte man diesem einige Reitergeschwader und Fußsoldaten entgegen.
Der Feind wartete zunächst ab, flüchtete aber in großer Unordnung, sobald er angegriffen
wurde. Hätte man ihn verfolgt (was man aber unterließ, weil die Kriegsführer einen Hinterhalt
befürchteten), hätte man wohl etliche tausend Mann töten können, da [Kaiser Karl V. mit dem
größten Teil des Heeres] bereits in Richtung Ulm aufgebrochen war. —[3] Als der [Kaiser]
von der Ankunft der Schmalkaldener erfuhr, drehte er wieder um. Ein bedeutender italienischer
Gefangener [Hannibal Guerini]berichtete, dass [der Kaiser]über die Niederlage seiner
Soldaten so verärgert war, dass er diese zu rächen beschloss. —[4]Dies unternahm er am 16.
Oktober. Er sandte drei Reitergeschwader aus, um den [Schmalkaldenern] etliche Proviantund
Futterwagen zu entwenden. Daraufhin ordneten die [Schmalkaldener] vier Reitergeschwader
ab, die den Feind bis zu einem Wald zurückdrängten. Dort lagen fast 2 '000 italienische
und spanische Schützen versteckt, die die [Schmalkaldener] so hart beschossen, dass
diese ihren Rückzug antreten mussten. Daraufhin griffen die [Schmalkaldener] den Feind mit
verstärkten Truppen an und nahmen den Wald und die Anhöhe ein. Beide Seiten verloren dabei
viele Menschen und Pferde. —[5]Als die Schmalkaldener weiter vordringen wollten, besetzte
der Feind mit 3 '000 Hakenschützen eine kleine [kahle]Anhöhe im Wald und postierte dahinter
mehrere Reitergeschwader. Die [Schmalkaldener] verstärkten ebenfalls ihre Hakenschützen
und griffen den Feind an. Nachdem sie zunächst zurückgestoßen wurden, gelang es ihnen
schließlich mit Hilfe der Schützen, der Kavallerie und gerüsteter Doppelsöldner, den Feind
zurückzudrängen. Es war ein erbitterter Kampf bei dem es auf beiden Seiten viele Verwundete
und Tote gab. — [6] Man hätte dem Feind nachgesetzt, doch befürchtete man einen starken
Verlust, da dieser eine sehr große Anzahl von Reitern, Hakenschützen und sonstigen Soldaten
eingesetzt hatte und zudem auf allen Anhöhen des anderen [Brenz]ufers große Kanonen sowie
viele Kavalleristen und Söldner positioniert hatte, während das Hauptheer der [Schmalkaldener]
zu weit entfernt lag. Deshalb blieben die [Schmalkaldener]auf der von ihnen errungenen
Anhöhe und wehrten sich mit aller Kraft den halben Nachmittag, auch wenn sie mit
schwerem Geschütz beschossen wurden. Sie brachen erst ins Lager auf nachdem der Feind
sich zurückgezogen hatte. —[7]Auf beiden Seiten fielen mehr als 400 Personen. Zu den Opfern
der [Schmalkaldener]gehörten zwei adelige Landsknechte sowie vier adelige Kavalleristen.
Unter den Kaiserlichen wurden viele hochrangige Italiener, die edel gekleidet waren und
goldene Ketten sowie vergoldete Harnische trugen, getötet oder gefangen. Zudem wurde ein
Freund [,,Hocherdus" aus Oranien] des [Maximilian von Egmont, Grafen] von Büren, erschossen.
Man wird sehen, wie Gott die Sache weiter lenkt. —[8] Am 20. Oktober legte der
Feind hinter dem zuvor erwähnten Wäldchen erneut einen Hinterhalt. Danach rannten etliche
kaiserliche Soldaten auf die [Schmalkaldener] zu, um diese in den Wald zu locken. Diese aber
rochen den Braten und blieben vorsichtig. Im offenen Feld hingegen gingen sie hart gegen die
Feinde vor. Kavalleristen und Reiter lancierten eine heftige Attacke, bei der über 200 Kaiserliche
getötet und etwa 200 Maultiere und Pferde erbeutet wurden.
[Brieftext fehlt].
[Beilage:]3
||49v.b Was sich zugetragen hat 14., 16. und 20. octobris 1546. — F. c
||46r. Als wir den 14ten octobris 4 ufgewesen sein, 5 nach diessem lager bey
Giengen 6 zutziehen, haben nit weit vonn Giengen uf einem berge die
er in sein Testament aufgenommen hatte
(Rommel III 149-151).
vheindt sich sehenn lassenn unnd einer massen
7 herfür gethann. Darauf wir
etzliche geschwader reuter unnd schutzen zu fuß verordnett. Als nun dieselbige
antzohenn wartten die vheindt ein kleine zeit. Aber sobaldt die
unsern in sie satztenn
9 , gabenn die vheinde die flucht. Unnd ist ein solche
flucht 10
gewesenn unter inen wo man nachgesetzt hette (wuchs aber aus
bedencken, so die kriegsverstendigen gehaptt, verpliebenn)
11 , so hette man
einenn man oder etzliche
12 tausent erlegen mugenn, aus ursachen das der
vheindt ufgebrochenn unnd nach Ulm ziehen wöllen.
13Als er 14 aber gehortt, das wir ankommen, hat er sich gewendt. Das nun die
seinenn also geflohenn, hat denn vheindt dermassen verdrossenn, das er
Brief nur einen Teil dieser Berichte beigelegt
hatte und "vergessen" haben soll
(s. Nr.
2674,4f), den anderen Teil auch
beizulegen, ist zu vermuten, dass Bericht
F mit Bings Brief vom 10. November abgeschickt
wurde, während die zwei späteren
Berichte, von denen am 10. noch
keine Abschrift für Bullinger fertiggestellt
werden konnte, erst drei Tage darauf
mit Thomanns Brief entsandt wurden.
— In Nr.
2693, Anm. 12, wird zusammenfassend
dargestellt, wann Bullinger die
Kriegsberichte A bis H erhalten hat.
seinenn bardt geraufft
15 , wie solchs ein grosser herr, ein Italiäner,
16 gesagt,
der gefangenn, er
17 wölle das rechnenn
18 .
Unnd am 16ten octobris 19 ||46v hatt er understanndenn 20 , solliche schmach
zu rechnenn, unnd hat verordnett etwo drey geschwader reutter, unns etzliche
prophiandt- unnd futterwagen zu nemen. 21 Sobalt wir deß innen wordenn,
schicktenn wir dargegenn vier geschwader reuter, wilche zustundt an 22
die vheindt widderumb zurucken trungenn 23 bis an ein holtz 24 , darinnenn
ettlich welsch 25 unnd spannisch schutzen zu einem halth gesteckt 26 , ein grosse
antzall bis in die 2'000. Unnd, wie unsere reutter uber denn berg, habenn
sich der vheindt reutter gewendt unnd fiengenn ahn ire schutzenn, die sie in
walth versteckt, unsernn reutern uf den rucken dermassenn zu schiessenn,
das die unsernn widder weichenn mustenn. Demnach 27 stercktenn wir die
unsern mit reutternn unnd hackenschutzenn, unnd liessenn widderumb in die
vheindt setzen, also das die unsernn inenn solche geholtz unnd hohe 28 mit
gewalt abtrungenn. Unnd geschach uff beidenn seitenn an leuthenn unnd
pferdenn ein grosser schade. 29
Als nuhn die unsernn weitter vorttrucken 471.
|| wolttenn, hatt der vheindt
einenn kleinenn hubbell 30 im geholtz mit 3'000 hackenschutzen besetzt,
unnd etzliche geschwader reutter darhinden gehaptt. Do wir auch unsere
hackenschutzenn weitter gesterckt, habenn die unsernn die vheindt in irem
vortheill 31 angegriffenn. Seint die unsernn erstlich zuruck gedrungenn. Darnach
haben unsere schutzenn unnd ettliche reisigenn 32 , auch doppelsoldener
33 mit rustungen, die vheindt mit gewalt dodannenn 34 getrungenn. Und da
ist ein mechtiger, hefftiger scharmutzell angegangenn (vieil guter leuth uf
Begegnung am linken Brenzufer nahe
des Dorfes Brenz statt.
beiden seitenn wundt unnd todt pliebenny d , das es hatt undern fußknechtenn
unnd reutern lang gewehrt, unnd sich so in eingemengtt
35 , das man nit gewust,
wer freundt noch vheindt gewesenn.
Unnd es werenn die unsernn weitter mit macht nachgesetzt. Es wahr aber
der vheindt mit allenn heuffen ufgetzogenn, unnd hatt uf einer seitenn vieil
seiner reutter unnd hackenschutzen, unnd hinder denen ||47v. sein gewaltige
heuffenn zu roß unnd fuß, unnd uff der andernn seitenn des wassers 36 , uff
allenn hohenn, sein groß geschütz und viell volcks zu roß unnd fuß gehaptt;
zudem das unsere gewaltige heuffenn hinder unns, die do scharmutzelten,
weith wahren, also das wir one sonderlichenn grossenn schadenn nichts
weitter vortzunemenn gewust. Da pliebenn wir mit unsernn heuffen uff dem
berge haltenn, unnd wehrett der scharmutzell vast den halben nach mittag
zum allerhefftigstenn, unnd ward sehr mit dem groben veltgeschutz geschossenn.
Wir zohen aber nit ab, bis das die vheindt mit iren heuffenn alle
hinweg wahrenn. Da zohenn wir in unser lager.
Achten, das uff beiden seiten nit under vier hundert personen todt pliebenn
sein. Wir habenn uff unser seitenn zwen vom adell unter denn landtsknechtenn
37 todt gelassen, unnd sonst etwo noch vier vom adell undern
reuttern 38 geschossen worden. ||48r. So seint auch auf ihenner 39 seiten viell
welscher leuth von herrenn, leutenanten unnd andern, die woll gecleidett,
auch guldene kettenn unnd uberguite 40 harnisch gehaptt, zum theill gefangenn,
zum theill erschossenn unnd umbracht wordenn. Unnd sonderlich ist
des vonn Beuren 41 naher freundt ainer 42 todt plieben unnd erschossenn wordenn.
Was nun gott der alimechtige weitter schickenn will, stehett zu seinem
göttlichen wolgefallen.
Am 20ten octobris 43 habenn die vheindt hinder ohheimmeltem holtzlein
widder einen halth gesteckt. Unnd seint irer viell herrausser nach unserm
lager geranth, die unsern ze lockenn. Wir aber schmeckten denn bratenn
unnd wustenn, das sie ire schutzenn ins holtz versteckt hattenn. Derwegenn
liessen wir die unsernn sich gegenn inen nit verthuen 45 . Aber im offnen velt
machten sie gutt geschir mit inenn 46 . Aber uff einer andern seitenn ordentenn
wir ein volck 48v.
|| zu roß unnd fuß, wilchs inen einenn grossenn lermen
47 macht, allerley gesindts, uber die zweyhundertt, denn vheinden umbracht.
Unnd namen auch denn vheinden woll bis in zweihundertt esell,
reisiger unnd anderer pferde, wilche sie hieher ins lager gefurth, etc.
48