[2143]

Johannes Gast an
Bullinger
Basel,
22. April 1545

Autograph: Zürich StA, E II 366, 233 (ohne Siegel) a Ungedruckt

Bullinger hat [mit seiner in Lelio Capilupis "De vita monachorum" angebrachten handschriftlichen Widmung] hübsch darüber gespöttelt, dass Gast den Abt [von Murbach, Johann Rudolf Stör von Störenburg], als Taufpaten gewann. Doch hat Gast so dem Evangelium einen Weg bereitet. Gast schickt ["De natura deorum gentilium commentarius"] von Cornutus. [Nikolaus] Gerbels Einleitung zur Griechenlandkarte [von Sophianos] ist noch nicht fertig. Bullinger soll Gast den Preis [der von Christoph Froschauer gedruckten Bände, die die lateinische Übersetzung der deutschen]Schriften Zwinglis enthalten, mitteilen. Es würde ihn interessieren, wie [die Zürcher] die Schriften Zwinglis angeordnet haben. Er schickt bald den Katalog mit den [in Basel erhältlichen]fremden Büchern. [Karl V] ist in Norddeutschland unterwegs. Auf dem Reichstag [zu Worms] befinden sich [nur] einige Bischöfe, Abte und Fürsten. Das spanische Heer strebt nach Wien; ein künftiges Opfer für [Sultan Suleiman I.]. [P.S.:]Gruße an Theodor [Bibliander], dem Gast bald schreiben wird.

S. in domino.

pulchre hoc libello illudis mee fortune, 1 quod in compatrem abbatem 2 pium, doctum et humanum asciverim. Scio autem me hac occasione ostium evangelio aperuisse, quicquid alii dicant scribantque.

d Adresse teilweise über das nicht mehr erhaltene Siegelband geschrieben.
22 Abgeleitet von Ergow = Aargau. — Zur Form "Hergoeus" s. z.B. Bullingers Besitzvermerk in einem seiner Bücher (HBBibl III 108, Nr. 76).
23 Abgeleitet von Arowa = Aarau.
a Das Siegel wurde herausgeschnitten.
1 Wohl durch eine handschriftliche Widmung, die Bullinger in einem Exemplar der Zürcher Ausgabe von Lelio Capilupi, De vita monachorum, angebracht hatte; s. oben Nr. 2140. 40f.
2 Johann Rudolf Stör von Störenburg, Abt von Murbach; s. oben Nr. 2140, Anm. 13f.


Projektseite
Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung
Briefe_Vol_15_279arpa

Librum Cornuti 3 mitto et brevi pretium indicabo. Isagoge 4 Gerbellii 5 in descriptionem Graeciae nondum est excusa, imo ab autore nondum absoluta. 6 Velim pretium operum Zvinglii 7 indicares, sed quedam habeo, nempe prophetas 8 et tomum, qui ea habet, que in novo testamento sunt contentam. 9 . Si seorsim reliqua typographus 10 venderet et tu mihi pretium indicares, consultarem mecum, quid mihi agendum esset. Germanice alias omnia habeo; 11 sed [velle]m b etiam [Latin]e habere etc hunc ordinem perspicere, quem vos observastis. 12 Catalogum librorum advectorum 13 brevi mittam cum alus nonnullis.

Caesarem aiunt grassari in Inferiori Germania. 14 In comitiis 15 sunt episcopi quidam et abbates ac unus et alter princeps. Hispanicus exercitus Wiennam petit, 16 Turce 17 duicis cibus.

b Von [velle]m bis habere am Rande nachgetragen. Die im engen Einband nicht mehr zu lesenden Wörter wurden aus der Abschrift von Johann Jakob Simler (Zürich ZU, Ms S 57, 71) ergänzt.
c et fehlt in der Vorlage, bedingt durch die Einfügung am Rande.
3 Cornuti sive Phurnuti de natura deorum gentilium commentarius, e Graeco in Latinum conversus, per Conradum Clauserum Tigurinum ..., Basel, Johannes Oporin, 1543 (VD 16 C 5174). Verfasser war Lucius Annaeus Cornutus aus Leptis, stoischer Philosoph und Lehrer der Dichter Persius und Lukan (1. Jh. n. Chr.). — Zur Übersetzung von Konrad Klauser s. Peter Frei, Conradus Clauserus Tigurinus (ca. 1515-1567). Pfarrer, Schulmann, Gelehrter, Zürich 1997 —Njbl. der Gelehrten Gesellschaft in Zürich 160, S. 81f, Nr. 3.
4 griech. greek Einführung.
5 Nikolaus Gerbel.
6 Gast bezieht sich auf Nikolaus Gerbels Einleitung zu Nikolaos Sophianos' Karte "Descriptio nova totius Graeciae", die im September 1545 erschien (GG 293). Zur Druckgeschichte der Karte selbst s. George Tolias, Nikolaos Sophianos's "Totius Graeciae Descriptio". The Resources, Diffusion and Function of a Sixteenth-Century Antiquarian Map of Greece, in: Imago Mundi 58/2, 2006, 150-182, hier bes. S. 153-160.
7 Zur 1544/1545 erschienenen Ausgabe der Werke Zwinglis s. oben Nr. 2069, Anm. 30. Teil I und II mit der Übersetzung der deutschen Schriften Zwinglis lagen seit Februar 1545 vor.
8 Gemeint sind die zu Lebzeiten Zwinglis erschienenen Kommentare zu Jesaja und Jeremia im Folio-Format (Finsler 64, Nr. 89; 711, Nr. 99).
9 Dabei handelt es sich um die von Leo Jud und Kaspar Megander 1533 und 1539 besorgten Folio-Ausgaben der Kommentare zu Jakobus, den Evangelien sowie den paulinischen und johanneischen Briefen (Finsler 73f, Nr. 103f).
10 Christoph Froschauer.
11 Gast bezieht sich auf die ursprünglichen, deutschen Ausgaben von Zwinglis Schriften.
12 In Hinblick auf die von ihm geplante Ausgabe der Werke Oekolampads; s. oben Nr. 2139, 13-17.
13 Gast meint einen (wohl gedruckten) Katalog fremder Bücher, die in Basel zu erhalten waren.
14 Ein Gerücht. Karl V. befand sich damals in Antwerpen; s. Stälin 578.
15 Der Reichstag zu Worms.
16 Siehe oben Nr. 2094, 8-11; NBD VIII 87f (in einem Brief vom 28. März 1545); unten Nr. 2149, 55-58.
17 Sultan Suleiman I.


Briefe_Vol_15_280arpa

Vale.

Basilea, 22. aprilis 1545.

D. Theodorum 18 salutabis, cui brevi scribamus. 19

Tuus Gastius

ex animo.

[Adresse auf der Rückseite:] D. Heinrycho Bullingero, Tigurina ecclesiae vigilantissimo pastori, amico suo precipuo. Zürich.